„Bedürfnisorientiert„, „Beziehung statt Erziehung„, „attachment parenting“ oder wie ich es liebevoll nenne: „Auf Augenhöhe und in Liebe verbunden„.
Sicherlich habt ihr davon schon gehört und gelesen. Aber was ist das eigentlich?
Die folgenden Zeilen erläutern, was bedürfnisorientiert für mich bedeutet:
Schon in der Schwangerschaft war mir klar, dass ich meiner Tochter auf Augenhöhe begegnen möchte.
Mir liegt es fern, sie mit „Erziehung“ zu einem Menschen zu formen, der sie nicht ist.
Gucken wir uns doch direkt mal die Definition von „Erziehung“ an:
„Der Begriff Erziehung bezeichnet die bei Kindern und Jugendlichen unter Einhaltung von Erziehungsnormen erfolgende (Aus-)Bildung verschiedener Kompetenzen mit dem Ziel, die Heranwachsenden zu sozialer Reife und Eigenständigkeit zu führen“.
(Quelle: https://definition-online.de/erziehung/)
Ausbildung? Bitte was? Wir Eltern sollen quasi unsere Kinder ausbilden. Und womöglich auch noch formen, so wie wir sie gerne hätten.
Ist das nicht eine fürchterliche Vorstellung?
Sollten wir unsere Kinder nicht annehmen und lieben wie sie sind? Ist es nicht das, was die Liebe zu unseren Kindern ausmacht?
Sie sind doch unser Fleisch und Blut.
Wieso möchte man das, was man am meisten liebt ändern oder gar manipulieren.
Ich gebe zu, das ist sehr überspitzt formuliert aber so ist das nun mal.
Ist es nicht liebevolle Führung und Orientierung, was unsere Kinder von uns brauchen?
Wikipedia setzt sogar noch einen drauf. Dort stößt man auf folgende Zeilen zum Thema Erziehung:
„Unter Erziehung versteht man die pädagogische Einflussnahme auf die Entwicklung und das Verhalten Heranwachsender. Dabei beinhaltet der Begriff sowohl den Prozeß als auch das Resultat dieser Einflußnahme.“
Wenn ich das lese macht mich das wütend und traurig zugleich. Es triggert mich auch.
Der Großteil unserer Generation (und die Generationen davor sowieso) sind von den Erziehungsmethoden unserer Eltern und Großeltern sehr negativ geprägt worden.
Ist das nicht Grund genug es anders machen zu wollen?
Ich finde schon.
Zu diesem Thema hat die liebe Mel von kleinermensch.net einen tollen Artikel geschrieben.
Wie in meinem ersten Beitrag schon erwähnt (klick hier um dorthin zu gelangen), fing ich bereits in der Schwangerschaft an, die Dinge zu hinterfragen und das Wohl meines ungeborenen Babys an erste Stelle zu setzen.
Meine Schwangerschaft war alles andere als leicht.
Ich hatte starke Schmerzen aufgrund von Problemen mit dem Ischiasnerv.
Außerdem fühlte ich mich sehr einsam und nahm 44 kg zu.
Ja, ihr habt richtig gelesen: 44 kg. Dennoch ernährte ich mich intuitiv und wusste, dass sich mein Baby holt, was es braucht.
Das waren nur mal kleine Beispiele aus der Schwangerschaft.
Nach unserer schief gelaufenen Hausgeburt (dazu werde ich nochmal einen ausführlichen Blogartikel schreiben), ging es dann weiter.
Sie war da. Und jetzt?
Alle wollten den Neuankömmling bestaunen. Aber was war das Bedürfnis meines Kindes?
Richtig, nein, war es nicht.
Sie wollte in Ruhe auf diesem Planeten ankommen und einfach nur bei ihrer Mama sein.
Wenn andere Eltern schon in den ersten Wochen nach der Geburt zum Neugeborenen- Fotoshooting, einem Straßenfest oder einem großen Geburtstag gehen, wo das Kind MEINER Meinung nach viel zu vielen Reizen ausgesetzt ist (fremde Umgebung, fremde Menschen, die es anfassen, laute und ungewohnte Geräusche), saß ich mit meiner Tochter kuschelnd zu Hause und umsorgte sie mit allem was sie brauchte: Liebe, Nähe und Muttermilch.
Um nochmal eins vorweg zu nehmen:
Jeder möchte das Beste für sein Kind und tut das, was er zu diesem Zeitpunkt als richtig empfindet.
Ich möchte euch jedoch gerne ein paar Denkanstöße mit auf den Weg geben.
Thema Tragehilfen:
Ich habe mich beispielsweise für ein Tragetuch an Stelle eines Kinderwagens entschieden, da meine Tochter ihn von Anfang an abgelehnt hat.
Sie hatte natürlich auch schwerwiegende Gründe dafür.
Wir sind die einzigen Säugetiere, die einen Kontaktabbruch der Haut zur Mutter überhaupt zulassen. Das findet natürlich kaum ein Baby schön.
(Hier ein schöner Artikel über das Tragen).
Heute ist sie zwei und wir tragen immernoch.
Und wisst ihr was? Kurz vor ihrem zweiten Geburtstag hat sie von ganz allein entschieden, dass sie nun auch mal mit dem Buggy transportiert werden möchte.
Thema breifrei/ BLW:
Ich hätte es intuitiv als unnatürlich empfunden, meinem Baby Brei in den Mund zu schieben, obwohl es womöglich auch noch den Mund verschließt und stark signaliert, dass es überhaupt keinen Hunger hat.
Ebenso das Thema feste Essenzeiten:
Selbst wir Erwachsenen haben nicht jeden Tag immer zur selber Uhrzeit Hunger, oder?
Bei uns wird gegessen, wenn wir Hunger haben.
Und dass alle am Tisch sitzen bleiben müssen, bis alle fertig sind, gibt es so direkt bei uns auch nicht.
An dieser Stelle muss ich allerdings zugeben, dass mir das anfangs, aufgrund meiner Prägungen, sehr schwer gefallen ist.
Doch da lohnt es sich genauer hinzusehen:
Stört es mich wirklich, dass mein Kind jetzt satt ist und nicht mehr still sitzen möchte? Oder sind es wirklich Prägungen aus der Kindheit, wieso man unbedingt darauf bestehen möchte, dass das Kind bis zum Schluss am Tisch sitzen bleibt?!
Ich gehe auf möglichst viele Bedürfnisse meiner Tochter ein. Das heißt jedoch noch lange nicht, dass es hier keine „Regeln“ gibt.
Beispiele hierfür sind:
– beim Fahrrad fahren wird ein Helm getragen
– im Hausflur wird nicht geklettert
– es wird nicht in fremden Taschen / Rucksäcken gefasst
Und wenn ich in diesen Situationen nicht auf Verständnis stoße, dann finden wir trotzdem gemeinsam eine (alternative) Lösung.
In diesen drei Fällen etwa:
– ihr verständnisvoll erklären, warum wir beide (!) einen Helm tragen müssen,
ihr spielerisch den Helm aufsetzen,
sie dazu ermutigen, die Schnalle selbst zu schließen
– ihr nachvollziehbar aber kindgerecht erklären, wieso das nicht geht,
ihr außerhalb des Hausflures eine Kletteralternative nennen
_ auch hier ist wieder eine plausible Erklärung alles in Bezug auf Respekt im Umgang mit Gegenständen, die einem nicht gehören
Egal ob es ums Tragen, breifrei oder sonstige Themen geht, wir Eltern sollten unseren Kindern mehr Raum zum freien Entfalten geben, denn selbst die Kleinsten verstehen mehr, als wir ihnen zutrauen.
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