Gewalt am Kind- wo fängt sie an?
Meiner Meinung nach, fängt Gewalt am Kind viel früher an, als so manche Eltern glauben.
Um eins vorweg zu nehmen: in diesem Beitrag geht es nicht um Schläge, Misshandlungen oder andere offensichtlich schlimme Dinge.
Hier geht es um Situationen im Alltag, die jede Mama und jeder Papa kennen müsste.
Denn Gewalt am Kind kann bereits früh am Morgen in vielen Familien zum Thema werden:
„Ich möchte nicht, dass sie lernen muss, dass es okay ist, sich gegen seinen Willen etwas in eine Körperöffnung stecken zu lassen.“
Beim Zähne putzen.
Richtig gelesen: beim Zähne putzen!
Für viele mag es absurd klingen, aber das ist es ganz und gar nicht. Putzt sich euer Kind gerne die Zähne?
Meins jedenfalls nicht. Ich habe alles versucht. Spielerisch, singend, gegenseitig putzen, Holzzahnbürste, Plastikzahnbürste, elektrische Zahnbürste, diverse Zahnpasta haben wir auch ausprobiert.
Es funktioniert einfach nicht. Aber meiner Tochter deswegen gewaltsam die Zähne zu putzen? Auf gar keinen Fall!
Ich möchte nicht, dass sie lernen muss, dass es okay ist, sich gegen seinen Willen etwas in eine Körperöffnung stecken zu lassen.
DAS wäre definitiv schon Gewalt am Kind.
Natürlich ist es wichtig, den Kindern schon von klein auf nahezulegen, dass Körperhygiene wichtig ist.
Allerdings immernoch kein Grund, es mit Gewalt durchzusetzen zu wollen.
Wir haben uns mittlerweile darauf geeinigt, dass ich ihr -auch wenn nur kurz- alle paar Tage die Zähne überputzen kann.
„Ein Kind zu zwingen, solche Berührungen über sich ergehen zu lassen oder gar mit Zwang festzuhalten, finde ich schlichtweg falsch!“
Bei Verabschiedungen und/ oder Begrüßungen.
Früher war es gang und gebe, dass jedes Kind „Tschüß“ sagen muss, womöglich noch mit einem dicken, fetten Knutscher auf die Wange.
Und wenn das Kind das nicht freiwillig macht, dann wird von den Erwachsenen halt nachgeholfen. Und ich sage hier klar und deutlich: NEIN! STOP! Kein Kind sollte da durch müssen!
Auch nicht bei Oma, Opa, Papa oder Mama.
Ein Kind zu zwingen, solche Berührungen über sich ergehen zu lassen oder gar mit Zwang festzuhalten, finde ich schlichtweg falsch!
Ich überlasse meiner Tochter bei jedem Abschied und/ oder Begrüßung, wie oder was sie der Person entgegen bringen möchte. Oftmals winkt sie dann und sagt „Tschüß“. Und wenn sie das in diesem Moment nicht möchte, warum auch immer, dann ist das in Ordnung.
Alles andere wäre für mich weder bedürfnisorientiert noch bindungsorientiert.
Beim Haare kämmen.
Meine Lütte hasst es regelrecht, wenn ich ihr die Haare kämmen möchte. Das war schon immer so.
Auch Zöpfe flechten oder Spangen ins Haar mag sie überhaupt nicht gern. Und bei solchen Situationen versuche ich genauer hin zu sehen. Hat es vielleicht einen Grund, wieso es ihr ausgerechnet an dieser Stelle -am Kopf- so unangenehm ist?
Natürlich musste ich nicht lange überlegen und mir fiel direkt die mögliche Ursache ein: wir verbrachten die ersten Lebenstage meiner Tochter auf der Intensivstation. Sie war an vielen Geräten angeschlossen, unter anderem hatte sie auch Sonden am Kopf und ihr wurde ein paar Stunden nach der Geburt schon der Kopf rasiert. (Sie hatte bereits als sie auf die Welt kam eine sehr lange Haarpracht).
Damit diese Sonden halten konnten, musste sie rasiert werden.
Jedenfalls prägten diese beiden Dinge womöglich meine Maus so sehr, dass es ihr heute immernoch sehr unangenehm ist, am Kopf und an den Haaren berührt zu werden.
„Es gibt eigentlich immer eine Ursache.“
Letztendlich möchte ich euch gerne auf den Weg geben, diverse Verhaltensmuster von eurem Kind zu hinterfragen. Es gibt eigentlich immer eine Ursache.
Kinder dürfen Nein sagen. Auch zu Oma, Opa, Papa oder Mama.
Wir Eltern müssen hingegen lernen, das Nein zu akzeptieren.
Denn wenn wir unseren Kindern übergriffig werden, bekommen sie Angst, fühlen sich überwältigt und / oder ausgeliefert.
Wir als Eltern müssen die Grenzen der Kinder wahren. Punkt.
Natürlich gibt es auch noch psychische bzw. verbale Gewalt am Kind. Sei es Beleidigungen, Drohungen, Manipulation und Ähnliches.
Diese Art von Gewalt darf man natürlich auch nicht unterschätzen, da man diese oftmals von außen gar nicht erst erkennt.
Vielleicht konnte ich mit diesem Beitrag den einen oder anderen etwas zum Nachdenken anregen, um mal die eigenen Alltagssituationen zu hinterfragen.
Was bedeutet für euch „Gewalt am Kind“? (Ausgenommen sind natürlich, wie oben schon geschrieben, offensichtliche Misshandlungen oder ähnliches).
Schreibt es mir gerne in die Kommentare.